Liebe Leser/innen

ich nehme an, du hast schon eine Ahnung, was Tantra ist oder sein könnte. Es gibt viele Zweige am großen tantrischen Baum. Ich habe angefangen, ein Buch über meine Arbeit zu schreiben. Hier gibt es eine Vorveröffentlichung der ersten Kapitel in Auszügen, damit du verstehst, warum ich an den Anfang aktive, feurige Methoden stelle und nicht mit Kuscheleinheiten anfange. Die nächsten Tage werde ich jeden Tag ein weiteres Kapitel einstellen, über Atem, Bewegung und Stimme, die „heilige Dreieinigkeit der Bioenergetik“

Hier geht es los:

„Mein eigener Ansatz ist langsam gewachsen, aus Anschauung der Arbeit von Margot (Anand, Gründerin von Skydancing). Ich assistierte noch, da organisierte ich für sie ein Tantra-Training; es war das erste in Deutschland überhaupt, ein Jahrestraining. Wir hatten zehn Tage veranschlagt, drei Tage Basisarbeit, drei Tage Herz, drei Tage Spiritualität.

Nach drei Tagen kam die Basisarbeit so gerade in Schwung, dann wechselten wir schon in die sanfte Herzenergie.  Ich sagte zu ihr: Warum machen wir an der Stelle nicht weiter? Die Themen kommen ja gerade erst in Schwung?“ Sie antwortete: „Wenn du ein Mal anfängst, hört das niemals auf mit den Schmerzen der Kindheit. Deshalb gehen wir jetzt weiter.“  Ich:“Aber wenn das die Basis ist, wie kann man dann das Lehrgebäude des Tantra darauf setzen?“

Am Ende dieses Seminars trennten sich unsere Wege.

Nach unserer dramatischen Trennung kehrte ich zurück in meine Heimatstadt Wiesbaden und begann, selbst Seminare zu geben und vor allem auch Einzelsitzungen. Erst dadurch, dass ich Menschen besser kennen lernte und mehr Einzelheiten, vor allem auch über  ihre sexuelle Geschichte erfuhr, und welche Erfahrungen genau hinter sexuellen Blockaden stecken, entwickelte ich nach und nach, über Jahre eine funktionierende Sexualtherapie.

Nie hätte ich gedacht, wie viel sexuellen Missbrauch es gibt, wie viel  brutale Gewalt kleine Kinder ertragen müssen.

Ich hätte es wissen können, weil ich das alles selbst erlebt habe. Dennoch war ich kein Kind von Traurigkeit und hatte noch nie einen Therapeuten gesehen als Patientin. Ich war nie schüchtern, in der Schule recht erfolgreich, sexuell sehr aktiv. Meine Partnerschaften zerbrachen andauernd, aber auch das brachte mich nicht wirklich auf den Gedanken, dass das mit meiner 150%tigen dysfunktionalen Familie und Kindheit zu tun haben könnte. Ich hatte das, was man heute in der Psychologie als Resilienz bezeichnet; das heißt, ich hatte vielfältige Kompensationen entwickelt. Da ich erst im letzten November 19 mit dem Rauchen aufgehört habe, weiß ich auch erst jetzt, wobei es mir geholfen hat: meine frühen Persönlichkeitsanteile zu unterdrücken, eine dominante Persönlichkeit zu werden, zu bleiben und  auf die  weniger dominanten Personen hinunter zu schauen.

Auch die Psychologie – Vorlesungen, die ich während meines Studiums in Frankfurt besucht hatte, drehten sich selten um das individuelle Kindheitstrauma, sondern eher um Massenpsychologie, das kollektive Trauma der Deutschen, ihre Schuldfrage. Gibt es eine kollektive Schuld? Damit setzten wir uns auseinander, unsere Eltern leider weniger.

Da wir 1969 auch gerade die autoritären Strukturen an der Universität aufbrechen wollten, kontemplierten wir eher selten die eigene Psyche. Es ging immer um das  große Ganze.

Da das große Ganze immer aus vielen kleinen und sogar sehr kleinen Teilen besteht, „die Gesellschaft“ im Grunde ein Abstraktum ist, dass das Individuum zählt und dessen Freuden und Leiden – das habe ich dann später im Tantra gelernt. Erst in diesen sechs Jahren  Lehrzeit eröffneten sich mir die Zusammenhänge von Körper, Seele und Geist. Bis heute dauert dieser Prozess des Verstehens der Zusammenhänge im Spiegelkabinett der menschlichen Seele an.

Welche Methoden und Strukturen wie auf welchen Menschen wirken, wo sie sinnvoll sind, wo nicht- endlos die Entdeckungen, Erfahrungen und Rückschlüsse – sie entwickeln sich immer weiter. . Schon lange gehen Lehren und Lernen ineinander über – die menschliche Natur  ist ein nie vollkommen gelöstes Rätsel, „Der Mensch“ ist auch ein Abstraktum, die Psychologie keine Naturwissenschaft.

In dieser Zeit, nachdem ich mich gelöst hatte von meinem  Nest, saß ich eines Tages am Schreibtisch und ich fragte mich: „Was haben  ALLE Menschen  gemeinsam, jenseits  ALLER Kulturen, Mann, Frau, Kind?“ Die Antwort kam aus meinem Innern: „Jeder Mensch möchte geliebt werden, wie er oder sie IST, nicht, wie er oder sie SEIN SOLLTE. Und jedes Kind soll irgendwie sein, selten einfach es selbst.“ Damit war die Ur-Idee meines „Primals“  geboren, des ersten Abschnitts meiner eigenen Jahresgruppe.

Ich gehe davon aus, dass das Kind, jedes Kind absolut unschuldig ist. In der christlichen Religion werden wir mit der „Erbsünde“ geboren- da Adam und Eva „von Gott gefallen sind“ durch ihren Ungehorsam haben wir alle ihre Sünde geerbt. Auch ich selbst bin katholisch geboren und mit diesem Unsinn von der mütterlichen Seite groß geworden. Furchtbar: noch bist du nicht geboren und dennoch schuldig!

Überhaupt ist die Schuldfrage eine wichtige Repressalie, mit der man Kinder unterdrückt: sie kommen schon mit Ballast auf die Welt. Das ist eine schlimme Idee, hatten doch die betroffenen keinerlei Mitspracherecht bei der Installation dieser Idee.

Das ist die christliche Welt; aber gehen wir nach Asien, auch und gerade im Hinduismus  besteht die Idee der Reinkarnation. Ich möchte hier nicht diskutieren , ob es sie gibt oder nicht.

Mir geht es darum, dass auch ein Kind, das innerhalb dieser Kultur geboren wird, bereits belastet ist aus seinen Vorleben, wenn er oder sie „schlechtes Karma“ hat. Womit dann unter Umständen erklärt wird, warum man in der Kindheit missbraucht wurde, geschlagen, gedemütigt: man hat es ja irgendwie verdient, vielmehr waren die Väter, Mütter, Omas, Opas und so weiter geradezu Werkzeuge des Göttlichen, weil sie dem karmischen Gesetz zur Vollendung verholfen haben.

Da gehe ich auf die Barrikaden: falls ich vergangene Leben habe, mich aber nicht erinnern kann, weil ich bei der seligen Verschmelzung der elterlichen Urzellen alle vergessen habe: welcher unbarmherzige Gott oder welches Gesetz aus dem Jenseits kann mich dafür zur Verantwortung ziehen?

Systeme, auch Wertesysteme ordnen das Kind einfach ein und exerzieren manchmal eine schreckliche Macht.

Für mich sind alle Kinder unschuldig, auch du, auch ich.

Zu wissen, wer wir waren, was uns geschehen ist, als wir klein waren, wie wir damit umgehen bis heute, wie viel Unbewusstes in uns steckt, das scheint mir essentiell, um „Gott“ und „Göttin“ in uns wahr zu nehmen – das ist das Narrativ des Tantra.

Das ewige Motto aller spirituellen Wege: „Erkenne dich selbst!“ muss sich auch auf die eigene Genesis beziehen – sonst weiß ich nicht, wer ich bin. Weiß  ich das nicht, kann ich auch dich nicht wirklich erkennen, lieben, erst recht nicht mit dir „verschmelzen“. Kenne ich meine Grenzen nicht, kann ich mich auch nicht wirklich entgrenzen, angstfrei und voller Vertrauen in mich, in dich, ins Grenzenlose. Nicht weniger soll möglich sein im Tantra.

Wobei es immer von deinem Entwicklungsstand abhängt, unabhängig vom spirituellen Weg, den du gehst, wie viel du zulassen kannst, in welchem Masse dein  endlicher Körper das Bewusstsein von Unendlichkeit erlauben kann.

Solange ich mit Margot zusammen gewesen war, schien es darum zu gehen, bereits vorhandene ekstatische Energie zu steigern, das Menschsein zu veredeln, zu erheben zum göttlichen Bewusstsein.

Manchmal schien es mir auch zu schnell zu gehen mit dem göttlichen Sein, mit Shakti- Sein –ich fühlte mich eigentlich wie vorher, nur mit neuem Titel.

Also ging ich die Sache mit deutscher Gründlichkeit an.

Ich war so begeistert vom Tantra, dass ich dachte:“Wie wunderbar, den Menschen das Paradies zu zeigen, das in ihnen liegt.. Das werde ich Rest meines Lebens machen.“ Rückblickend habe ich mindestens 70%  meines Honorars mit der Therapie verdient.

Ich sagte mir: Bevor ich durch ein tantrisches Bewusstsein meine Werte verändere, tantrische Techniken anwende, um meine Sexualität mit meinem Erleuchtungswunsch zu verbinden, geht es zuerst darum, eine natürliche, frei fließende Sexualität auszugraben. Wie Dornöschen hinter der Dornenhecke den Prinzen brauchte, um zu erwachen, so braucht eine unverbogene, freie, unschuldige, schamlose Sexualität das Tantra oder zumindest einen Anstoß. Dass Sexualität nicht nur per se etwas Unschuldiges, Naturgegebenes ist, dass sie sogar heilig sein kann, mir helfen kann, das Göttliche zu erfahren, erschien mir damals als die beste Idee überhaupt- viel mehr als die sexuelle Freiheit, die wir uns ja sowieso auf unsere Fahnen geschrieben hatten.

Dann zeigte mir ein Blick auf mein  Klientel, dass mindestens die Hälfte der Frauen große Schwierigkeiten hat, einen Orgasmus zu bekommen. Mindestens ein Drittel  der Männer kämpft mit ejaculatio praecox (vorschnellem Samenerguss) und ein weiteres Drittel hat Erektionsschwierigkeiten.

Diese weit verbreiteten sexuellen Blockaden waren während meines Trainings noch nicht ein Mal erwähnt worden. Ich beschloss, die Dinge beim Namen zu nennen und erarbeitete über Jahre und Jahrzehnte ein Konzept zu körperbetonten Sexualtherapie, das auch außerhalb des tantrischen Feldes funktioniert, aber immer körpertherapeutisch bleibt.

Für Menschen, die keine sexuellen Blockaden haben, sind die entsprechenden Übungen und Methoden dennoch nützlich, weil sie das sexuelle Feuer wecken.

Eine Medizin ohne schädliche Nebenwirkungen und obendrein förderlich für Gesunde. Wo gibt es das noch?

In den tantrischen Schriften, mit denen ich mich beschäftigte, war auch immer wieder die Rede davon, dass das tantrische Bild  vom Kosmos, die Kosmogonie, zyklisch sei, im Gegensatz zum westlichen Weltbild, das sich auf einer Zeitachse wie auf einer geraden Straße von der Vergangenheit in die Zukunft bewege. Nicht nur im Rad der Jahreszeiten, sondern auch in langen Zeitperioden, wie sie die indische Astrologie kannte, die übrigens von elliptischen Umkreisungen eines fiktiven Zentrums des Universums ausgeht, das Brahma heißt,die Weltenseele, wie sie z.B. im Kundalini-Yoga genannt wird.

Zurück zum menschlichen Leben bedeutet das auch, dass der Tod Teil des Ganzen ist.

Dann befasste ich mich mit dem Tod und stellte fest, dass der auch sehr verdrängt in der westlichen Gesellschaft, obwohl allgegenwärtig in der Unterhaltungsindustrie.

Wir sperren die geistig Kranken weg, auch wenn ihr Defizit harmlos sein sollte, die Toten siehst du nirgendwo, außer es betrifft dich persönlich,  im Film oder in den Nachrichten.

Wäre der Gautama Buddha heute in einer westlichen Gesellschaft ausgebrochen aus seinem Palastgefängnis, es wäre ihm nicht begegnet, was er damals zu sehen bekam: Krankheit, Wahn und Tod.

Und so hätte vielleicht seine Wahrheitssuche nie statt gefunden ohne die Stimulation durch diese Anschauung. Nur so ein Gedanke.

Mein Ansatz sollte das ganze menschliche Leben umfassen, integrierend wirken auf den Menschen, der es praktiziert, ihm zu großer Lebendigkeit verhelfen, die sogenannten „letzten Fragen“  ansprechen, ihn befreien vom Korsett der gesellschaftlichen Konventionen, aber auch zur Erkenntnis der inneren Zwänge führen und letztendlich zur Befreiung davon führen können.

Deshalb habe ich auch die Todesgruppe entwickelt, um dieses große Thema der eigenen Endlichkeit mit einzubinden.

Durch Erkenntnis (Jnana) und Liebe (Bhakti) zur Befreiung finden aus dem Kreislauf von Opfer und Täter, die Auflösung des „Karmas“. (Konsequenzen aus Taten, Worten und Gedanken).

Mein Ehrgeiz bestand auch darin, auf der einen Seite verstanden zu haben, was ich gelernt hatte, aber auf der anderen Seite auf keinen Fall eine Kopie zu sein, sondern ein Original.

Je länger ich  mich mit Tantra beschäftigte, umso klarer wurde mir die umfassende Lehre von Mensch und Kosmos, Mikrokosmos Mensch im Makrokosmos Universum.

Die Wahrheit ist meine erste Priorität. Sie zu wissen, auszuhalten, in ihrem Anblick zu wachsen und nicht zu schrumpfen, auf sie zuzugehen, nicht zu fliehen, stehen zu bleiben und durch sie  und mit ihr ins Strahlen zu kommen, in den höchsten Genuss der Existenz. Wenn es wahr ist, dass  unsere Essenz das Göttliche ist, dann brauchen wir nichts zu fürchten letztendlich.

Mir kam es so vor, als ob die Verdammung der Sexualität im christlichen und islamischen, aber auch im fundamental-hinduistischen Umfeld viel Furcht und Angst erzeugt, damit wir genau das NICHT wahrnehmen: die göttliche Ur -Natur in uns – weil die uns furchtlos macht vor jeder Instanz, sei sie weltlich oder institutionell kirchlich.

Tantra ist für mich: vom Baum der Erkenntnis essen, nackt und ohne Lingam und Yoni zu bedecken.

Sie sahen, dass sie waren wie
Gott. Adam und Eva.

Nun, die beiden gehorchten nicht, verführt durch die Schlange, die dadurch im Christentum zu einem Symbol des Destruktiven wurde. Sie verlieren das Paradies, sie bekommen Kinder; bald darauf passiert der erste Mord. Eine mythische Strafe, für die wir, wenn wir daran glauben, heute noch büßen.

Die christliche Religion stellt das Geschöpf Mensch Gott gegenübe, er verschmilzt nicht mit Gott, er betet zu ihm, bittet um alles Mögliche, bleibt aber immer „Sünder“, kam nie unschuldig auf die Welt.

Jedes Mal, wenn das Maithuna-Ritual auf dem Höhepunkt ist, schaue ich in die Runde und verstehe nicht, warum nicht jeder Mensch so leben will: als lustbetonte/r Sucher/in!  Die Laute der Lust eine Stimme im Konzert der Schöpfung. Sein/ihr  Körper in einem ekstatischen Zittern, seine/ihre  Seele losgelöst von den Fesseln des Verstandes, sein/ihr  ganzes Wesen hingegeben in Wonne als Gebet der Schöpfung in Vereinigung.

Das  Bewusstsein der Ebene von Shiva/Shakti  ist bei den meisten Menschen verschleiert, vernebelt oder sogar so sehr verdunkelt durch Repression und Trauma, das es gar nicht wahrgenommen wird.

Damit Maithuna so bewusst wie möglich wahrgenommen werden kann, beginne ich mit den „Schleiern der Unbewussten“, wie die Buddhisten sagen, die es erst ein Mal wegzunehmen gilt.

Hier kommt das Kindheitsdrama ins Spiel.

Das Kindheitsdrama ist  eine absolut westliche Idee. So, wie die Psychoanalyse meiner Meinung nach auch nur im Westen entstehen konnte, ist doch schon das Wort für Individuum (ungeteilt) ein griechisches Wort. Auch die Begriffe „schwarze Pädagogik“, „autoritäre Persönlichkeit“ entstammen westlichem Denken. Auf meinen vielen Asienreisen wurde mir das sehr klar. Sah ich doch dort, teilweise mit Schrecken, wie autoritär  Eltern dort mit ihren Kindern umgehen, denen es niemals einfallen würde, die Autorität der Eltern in Frage zu stellen.

Moderne Pädagogik ist auch eine westliche Entwicklung.

An dem Punkt bedeutet die Verknüpfung von westlichen Methoden der Körpertherapie mit den östlichen Methoden der Energieerweckung eine Symbiose, man verbindet das Beste zweier Welten.

Therapie oder Meditation entfalten zusammen die Ahnung von SatChitAnanda (Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit. Reell, fassbar, konkret, unbestreitbar

Das ist „Neo“, insofern „Neo-Tantra“, eine Silbe, die meistens weggelassen wird im heutigen Sprachgebrauch, aber eigentlich korrekt wäre für den erotisch-therapeutischen Zweig des Tantra. Es gibt noch das strikt traditionelle Vajrajana -Tantra, ein buddhistischer Weg neben Hinahajanaund Mahajana.

Im  Advaita- Tantra spielt das klassische Tantra gleichzeitig  eine große Rolle – es gibt einen nach wie vor einen gültigen Fahrplan durch die Bewusstseinsebenen, kanalisiert die Energie, ist eine Weisheitsquelle.

Bei der Gestaltung meiner Arbeit ist es mir sehr wichtig, dass die vielen Methoden, erlernt oder selbst erfunden,  nicht zum Mischmasch werden, sondern trotz der Verschiedenheit der Quellen und der gewaltigen historischen Differenz auf jeden Fall eine INNERE Logik aufweisen, damit die Entwicklung des oder der Praktizierenden Schritt für Schritt voran geht, aber nicht verwirrt oder Konfusion sät, oder auch nur unverbunden nebeneinander steht. Das bedeutete manchmal, dass ich erlernte Methoden neu gewichtete, neu moderierte, damit ein Seminar konsequent  einem Thema untergeordnet ist, um einen Kompass zu haben, wohin es gehen soll.

Wohin es gehen soll, formuliere ich auch gerne deutlich und nicht wolkig.

Nach vielen Jahren der Entwicklung und ständigen Anpassung  an den jeweiligen Zeitgeist  mit  immer neuen kreativen Ideen  für neue Strukturen, neue Formate, neue Rituale ist ein spezifisches, dynamisches  „Lehrgebäude“ entstanden – man verzeihe mir dieses ambitionierte Wort, aber ein anderes fällt mir nicht ein.

Die Wahrheit ist das erste Prinzip. Die Wahrheit über deinen Körper ist der Anfang. Auf dieser Ebene ist dein Körper die Botschaft. In ihm zu leben, ungehindert die in ihm angelegte Lust ausschöpfen zu können, mit allen Sinnen das höchste irdische Glück zu kennen, mit und durch den Körper Liebe empfangen und geben zu können, seine Botschaft zu verstehen.

An dem Punkt allein ist die Arbeit daran Legion. Die körpertherapeutischen Methoden bestehen aus Atemübungen, bioenergetischen  Grundübungen, die chronische Muskelpanzerungen aufbrechen. Auf diese Weise werden unterdrückte Gefühle frei. Mit diesen umzugehen, die Ursituation aufzuspüren, die diesem Menschen  zugesetzt hat, als er noch so klein war, dass er keinerlei Kontrolle über das hatte, was ihm oder ihr geschah, ist die gemeinsame Aufgabe für Teilnehmer und Begleiter. Die Lebendigkeit wecken, heraus aus dem Korsett der frühen Sozialisation.

Die unterdrückten Gefühle zu befreien ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu mehr Integration, aber es ist „nicht die ganze Miete“.

Zunächst sind Gefühle der Seele näher als Gedanken; aber Gefühle können irren, vor allem die aus der Kindheit. Sie haben der Situation damals entsprochen, aber nicht der heutigen Situation.

Alte, erstarrte Gefühle  verhindern das Wahrnehmen der augenblicklichen. den Schock in  der Kindheit zu verarbeiten und zu reifen in dem Sinne, dass das äußere Alter dem inneren entspricht – endlich.

Dieser Anfang meiner Jahresgruppe unterscheidet mich von den meisten Anbietern, weil er nicht genussorientiert daher kommt, sondern sehr vital, aber an der Oberfläche kratzend, die alte Persönlichkeitsstruktur erschütternd, um definitive Schritte zu gehen in der eigenen Entwicklung.

 

Ohne Zugang zu sich selbst und den eigenen Gefühlen, wie soll ich eine große Liebende, ein großer Liebender werden? Ohne meine Wahrheit zu kennen, wie soll ich deine wahrnehmen?

Mein Jahrestraining heißt : „Feuer der Transformation“ , weil es mehr sein soll als noch ein Seminar, das „schön“ war –  es soll die Menschen wirklich wandeln zu mehr Glück, mehr Liebesfähigkeit, mehr Aufblühen von Talenten, einem Leben mit einem angemessenen  Selbstwertgefühl.

Der nächste Abschnitt heißt „Body Love“ und ist der Pubertät gewidmet, dem Entdecken der Sexualität, der Körperlichkeit. Die zentrale Struktur, die therapeutische Körperbemalung, zeigt überdeutlich,  wo in der Beziehung zum Köper alles zutage tritt, was ihm je geschehen ist.

Mit der tantrischen Eigenliebe beginnen hier die Rituale, die den Weg weisen in den heiligen, sexuellen Genuss, was den meisten Menschen aus unserer christlich geprägten  Kultur zunächst schon sehr fremd ist. (Aber den allermeisten, nichttantrischen Hindus auch!)

Mir geht es im besten Fall um den Wiedergewinn einer sexuellen Unschuld – wie sie wohl im Paradies vorhanden war, zumindest in meiner Projektion des Göttlichen. Das heißt, mit der unschuldigen, unverbogenen  sinnlichen Neugier eines Neugeborenen die Lust im Körper genießen, ohne Schuldgefühle und Reue.

In diesem ersten tantrischen Ritual lernt der/die Teilnehmer/in das systematische, sensible und wissende tantrische Erwecken der Lust, die mit Sinnlichkeit vollgesogen ist und nach Möglichkeit  den ganzen Menschen erfasst und nicht nur eine partikulare, genitale Erfahrung.

Die Eigenliebe auf allen Ebenen, das heißt auch, sich selbst annehmen MIT allen Ungereimtheiten und menschlichen Unzulänglichkeiten ist ein lebenslanger Prozess, während dessen auch das Altern zu bewältigen ist.

Bis hierhin sind wir auf der Reise in das Selbst.

Erst im dritten Abschnitt „Lust und Liebe“ geht es um Kontakt,  Begegnung, Vereinigung: Maithuna.

Wer bis hierhin sich selbst lieben gelernt hat, ist  in der Lage, dem anderen angstfrei und offen für die Durchdringung auf der körperlichen, der seelischen und geistigen  Ebene zu begegnen.

Zuerst sich zur eigenen Lust bekennen in der Eigenliebe vor dem andern- und dann entfaltet sich Schritt für Schritt die tantrische Kunst des bewussten Zelebrierens,   die Seligkeit der Verschmelzung im Vereinigungsritual.

Und die Heiligen der Vorzeit durchdrangen den Himmel und die Erde und sie erkannten, dass wenn Ei und Same verschmelzen, die glückselige Ohnmacht des Vergessens eintritt. Deswegen, so sagen sie, vergessen wir unsere Vorleben.

Das wichtige aber ist, dass alle unsere Zellen sich an diese Glückseligkeit erinnern, weil  unser ganzer Körper aus der Durchdringung der zwei Urzellen, die zu einer wurden, entstanden ist.

Das klingt doch nachvollziehbar! Das ist die Verbindung zur Lebensenergie selbst –Tantra!

So ist jedes Ritual ein bewusstes Näherkommen an die Lebensenergie, in Polarität zur noch unbewussten Nähe des Fötus, des Kindes zum Leben im Mutterleib.

Jedes Ritual ist ein Gebet auf die Schöpfung.

Die Chakren (Energiewirbel) sind der Fahrplan der Phasen der Entwicklung von der Zeugung bis zum Tod – des physischen Körpers, so heißt es, und darüber hinaus in die Transzendenz.

Jetzt haben wir SEIN (SAT) und Bewusstsein (CHIT).

Sollten wir bis zur Schwelle des Todes noch keine Erleuchtung erfahren haben, so sagt das tibetanische Totenbuch, ist das im Augenblick des Todes immer noch möglich.

Jeder Augenblick im Leben, in dem du deine Sorgen vergessen hast,  ob mitten im sexuellen Geschehen, bei seelenerfüllender Naturbetrachtung, durch herzenswarme Liebe manifestiert  sich Ananda.

Im Tibetanischen Totenbuch heißt es: während des Todes erscheint dir das große weiße Licht –dann darfst du nicht blinzeln oder dich erschrecken, offen bleiben für die Präsenz, dann bleibt dir der Abstieg durch die sieben Lokas  und die Wiedergeburt in einem menschlichen Schoss erspart.

Der letzte Abschnitt „Tod und Wiedergeburt“ ist die gebührende Krönung der Lebensreise.

Ich hatte nie ein Vorbild dafür, und dachte mir, durch das Studium der Schriften inspiriert, dass ein Jahrestraining ohne Thematisierung dieses Themas  nicht vollständig wäre.

Gleichzeitig gibt es viele Tode im Leben, Glückseligkeit manchmal, Tamas(Dunkelheit), Rajas(Feuer) und Sattvas(Licht) immer dabei-alle Prinzipien durchdringen sich permanent gegenseitig und sind doch differenziert und sehr verschieden. Eine Gehirnzelle und eine Augenzelle und eine Leberzellekommen aus derselben Quelle und haben doch verschiedene Funktionen.

Tantra hat schon in der Tradition einen großen „Werkzeugkoffer“, das heißt, sehr viele Methoden der Versenkung, der spirituellen Erotisierung, der graduellen Hinführung zur Vereinigung.

Nimmt man für ein modernes Tantra die große Zahl moderner Methoden hinzu, dann ist das ganze Lehrgebäude des Tantra, das auch in der traditionellen Form von niemandem, den ich kenne oder kannte, vollkommen vertraut war , so ist es immens nicht nur in der Quantität. So braucht man eine Richtschnur, welche tantrischen Qualitäten entwickelt werden sollen.

Für die eigene Person; so, wie es im hinduistischen Vielgötterhimmel auch üblich ist, dass eine Person sich eine Gottheit  nimmt für die ganz persönliche Entwicklung und nicht alle, angeblich Millionen Götter des Hinduismus gleichzeitig verehrt.

Da es nicht um Leistung geht, sondern um einen spirituellen Aspekt, darf man sich aussuchen, was Schwächen ausgleicht. In meinem Fall ist das zum Beispiel nicht die Ruhe verlieren oder auch bei Aufregung die Stimme nicht so hochzufahren.

Für eine andere Person, die sich kaum je aufregt über irgendwas und immer mit leiser Stimme spricht, kann es genau um das‚ Gegenteil gehen

Insgesamt gab es 64 tantrische Künste, zu denen auch das Schachspiel gehörte, das Reiten und das Erzählen einer erotischen Geschichte. Selbstverständlich auch die Kunst, eine großer Liebender, eine große Liebende zu sein.  Ein Liebesgedicht schreiben, Tanzen, im Tempel und zur Freude des Königs, ein Gedicht schreiben –alles, was der Freude diente, der Lust, nicht nur des Körpers.

So, wie es in der Tradition schon verschiedene tantrische Wege gab, die keineswegs alle mit einander verbunden waren; so gibt es heute in der Welt des modernen Tantra viele Anbieter, deren Verständnis der Sache auch keineswegs kongruent ist, außer in einem Punkt: das Sexualität im tantrischen Sinne etwas Sakrales ist, vor allem die Maithuna-Rituale.

Doch die zelebrieren zu können, ist die Krönung des Weges.

Alles fängt am Anfang an, der Bau eines Hauses mit dem ersten Stein, des halb widmen wir uns jetzt dem Anfang- und das ist für mich die Therapie.

Aber eines ist auch wichtig, zu betonen: dem klassischen, traditionellen Tantra ist dein Kindheitsdrama vollkommen egal, es wird nirgendwo erwähnt. Auch deine Beziehungen, deine Eifersucht, deine Krankheiten spielen in den traditionellen Schriften keine Rolle. Auch von Therapie ist dort keine Rede, das Wort allein gibt es nicht. Erst dieses neue Tantra verknüpft dein individuelles Sein mit dem der Transzendenz.

Die alten Rituale wirken  heilsam, weil sie von tiefem Respekt vor dir beseelt sind.

Ich bitte um Feedback und deine Fragen. ruf mich einfach an:0611 374748